Prägungsspieltage – eine Verhaltensschule für Hund und Mensch
Prägungsspieltage, oft auch Welpenspieltage oder ähnlich genannt, haben zum Ziel, die Entwicklungsansprüche unserer Hunde und das Informationsbedürfnis ihrer Besitzer unter den Gegebenheiten unserer zivilisierten Lebensweise möglichst rechtzeitig und umfassend zu erfüllen.
Bei Hundewelpen liegen im Spielen, vorwiegend mit gleichaltrigen Artgenossen, vielfältige und tiefgreifende Vorgänge zur Entwicklung von Organismus und Verhalten. Die Zeit intensivsten Reifens, Wachsens, Spielens und Lernens erstreckt sich im Allgemeinen besonders auf die ersten 12–14, manchmal auch 16 Lebenswochen und geht mit einer sensiblen Phase einher, die als Prägung bekannt ist. Positive, negative und fehlende Erfahrungen in dieser Zeit nehmen auf das künftige Verhalten eines Hundes meistens bleibenden Einfluss.
In diesem frühen und entscheidenden Lebensabschnitt vollzieht sich auch die weitere Bindung an den Menschen. Durch die Übernahme eines Welpen und die damit einhergehende Trennung aus der Wurfgemeinschaft erfolgt jedoch ein jäher Abbruch der artgerechten Entwicklung. Denn das so wichtige Spiel mit gleichaltrigen Artgenossen, bei dem der Welpe sein Sozialverhalten gegenüber anderen Hunden lernen kann, geht damit verloren. Daher muss alles getan werden, um die zweiseitigen Entwicklungsansprüche so gut wie möglich miteinander zu vereinbaren. Es gilt, die im innerartlichen Spiel enthaltenen Lernvorgänge weitgehend fortzusetzen und die Anpassung an den Menschen und seine Zivilisationsumwelt bestmöglich herbeizuführen.
Schwerpunkte:
- Der Aufbau einer sicheren Bindung,
- Die Entwicklung von Sozialverträglichkeit,
- Die Fähigkeit zur Angst- und Konfliktbewältigung
- Die Förderung eines stabilen inneren Gleichgewichts.
- Ausserdem gehört dazu die Vermittlung von wichtigem Grundwissen an die Welpenbesitzer zum tier- und gesellschaftsgerechten Umgang mit ihrem heranwachsenden Hund und
- ... die Anbahnung seiner Erziehung.
Durch ein organisiertes Zusammenführen von Welpen etwa gleichen Lebensalters und ähnlicher Konstitution (biologisches Alter) sowie einer sachkundigen Anleitung ihrer Besitzer werden zum biologisch richtigen Zeitpunkt die äusseren Voraussetzungen für die Entstehung einer harmonischen Partnerschaft mit dem Hund geboten. Auf sie gründet sich die spätere Wesenssicherheit des erwachsenen Hundes.
Prägungsspieltage sollten daher als eine zeit- und praxisgerechte Verhaltensschule für Hund und Mensch aufgefasst und unter Wahrung der Zielsetzung allgemein zugänglich gemacht und fachgerecht durchgeführt werden.
Rahmenbedingungen
- Beginn der Teilnahme frühestens mit 8 Wochen
- Vor der ersten Teilnahme sollte sich der Welpe etwa 3 Tage aktiv bei der neuen Familie eingewöhnt haben
- Zur Teilnahme gehört die Hauptbezugsperson
- Ende der Teilnahme im Alter von ca. 16 Wochen
- Dauer: ca. 1 – 1 1⁄2 Stunden
- Spielgruppengrösse:
ca. 6–8 Welpen je Spielgruppenleitung und Ausbildungsplatz - Einteilung der Welpen in Spielgruppen nach etwa gleichem Alter, vor allem aber nach Ähnlichkeit in Konstitution, Reifegrad und Temperament (biologisches Alter).
- Motto: Lust am gemeinsamen Erleben und Lernen
Spezifische Prägungsspieltage
In Ergänzung dieses allgemeinen Grundprogramms können Welpen, die als erwachsene Hunde besondere Verhaltensleistungen erbringen müssen, noch sehr wirkungsvoll und gezielt gefördert werden. Dies ist zum Beispiel für Diensthunde, Jagdgebrauchshunde, Katastrophen- und Rettungshunde oder Blindenführhunde der Fall.
Herkunft
Das Konzept der Prägungsspieltage wurde von Heinz Weidt begründet. Es geht auf Versuche für den Hausgebrauch 1978 und die Anwendung im kleinen Kreis zurück. 1983 wurde es klar formuliert und im Jagdgebrauchshund Nr. 10 erstmals publiziert. Mit der Etablierung der Muster- und Modellprägungsspieltage durch Dina Berlowitz 1993 im Raum Zürich haben die Prägungsspieltage über die Schweiz hinaus mittlerweile eine internationale Verbreitung gefunden. Die Modell- und Muster-Prägungsspieltage dienen unverändert neben der Betreuung der Welpen und ihrer Besitzer der ständigen der Weiterentwicklung und der Ausbildung von Spielgruppenleiter/innen nach dem Original-Konzept.